Ich galt als Wunderkind ...

Cilly Aussem - das Leben der ersten deutschen Wimbledon-Siegerin
ISBN 978-3-86858-089-1
Shaker-Verlag, 2008

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Als das junge Kölner Mädchen 1923 in ihrer Heimatstadt den ersten Tennisunterricht erhielt, waren sich alle ihre Lehrer einig: ihre Schülerin hatte kein Talent. Aber einen starken Willen. Vier Jahre später errang sie ihren ersten von drei deutschen Meistertiteln im Einzel, und vier weitere Jahre später gewann sie innerhalb von fünf Wochen die offenen französischen Meisterschaften und Wimbledon.

In die Zeit dazwischen fielen etliche nationale und internationale Meistertitel, beeindruckende Auftritte in Wimbledon, der erste Platz der deutschen und der zweite Platz in der Weltrangliste - obwohl sie rein rechnerisch zweifellos den ersten Rang hätte belegen müssen.

Die Rede ist von Cilly Aussem, einem Mädchen aus dem gehobenen Kölner Bürgertum, mit einem vermögenden Vater und einer ehrgeizigen Mutter. Diese Konstellation ermöglichte es der Familie Aussem, die besten Tennislehrer für ihre Tochter zu engagieren: Roman Najuch und Willi Hannemann. Cillys Aufstieg in die deutsche und die Welt-Elite begann zunächst verhalten und nahm dann ein enormes Tempo an.

Doch schon in jungen Jahren hatte Cilly Aussem mit einer Vielzahl von Krankheiten zu kämpfen, die sie oftmals davon abhielten, Wettkämpfe zu bestreiten und die ihr so manche herbe Niederlage einbrachten. So konnte sie ihre Augen kaum noch dem Tageslicht aussetzen, und nachdem sie 1935 im Doppel mit Henner Henkel ihren letzten deutschen Meistertitel geholt hatte, beendete sie, gesundheitlich schwer angeschlagen, ihre gerade einmal zehn Jahre währende Karriere.

Im Jahr darauf heiratete sie einen italienischen Luftwaffenoffizier, mit dem sie nach Ostafrika ging. Nachdem sich das Paar in den 40er Jahren am Gardasee niedergelassen hatte, musste Cilly Aussem mit einer Malaria kämpfen, mit der sie sich während ihres Afrika-Aufenthaltes infiziert hatte. Als sie im März 1963 fast erblindet verstarb, war es ruhig um sie geworden. Ein deutscher Journalist war beim routinemäßigen Lesen der italienischen Presse auf ihre Todesnachricht aufmerksam geworden.

Mit diesem Buch soll an eine der großartigsten deutschen Tennisspielerinnen erinnert werden: An die hübsche, bescheidene, stets freundliche Cilly Aussem, deren Tugenden Fleiß und Disziplin hießen und die als erste deutsche Wimbledon-Siegerin in die Tennisgeschichte eingegangen ist - 57 Jahre vor Steffi Graf.

Im Frühjahr 2008 wurde Cilly Aussem als eine der ersten Sportlerinnen in die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe neu gegründete „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen.